Montag, 12. Dezember 2016

Ein Berliner Flohmarkt - Mode als Abgrenzung und Freude

Berlin ist eine komische Stadt. Weltoffen, schmutzig, schön, durcheinander, laut, kulturüberfüttert und vollends unschick. 
Italienische Frauen sind unangestrengt elegant, Pariserinnen schick (wenn auch nicht mehr ganz so schick wie früher), Amsterdamer Frauen denken praktisch, Amerikanerinnen sind ein Mode-Graus. 
Aber Berlinerinnen, zumindestens die meisten, ziehen sich einfach furchtbar schlecht an. 
Ich bin selbst Berlinerin und muß auch in mir gegen die Faulheit & Bequemlichkeit allschwarzer oder -grauer Zeltbekleidung kämpfen. 
Heute war ich mit meiner mir verbliebenen Familie, der Schwester und der Nichte, Herr über einen Flohmarktstand im Berliner Ballhaus, das ist das mit den Tischtelephonen. 

http://www.ballhaus-berlin.de/portfolio-item/vintage-berlin-old-flea-market/ 

Flohmarkthändler haben sicherlich kein leichtes Leben. Sie müssen die Dinge, die sie verkaufen erst einmal finden und dann aufkaufen, ihre Gewinnspanne ist klein, und die meisten üben ihren Beruf trotzdem mit erstaunlicher Würde aus. (Den 17. Juni lassen wir hier mal aus.) Sie sind Liebhaber, die an andere Liebhaber verkaufen. 
Wir hinwiederum haben unsere Ware nur geerbt, unsere tolle, verrückte Mutter hat über 60 Jahre ihres Lebens auf unterschiedlichsten weltweiten Flohmärkten, oft mit Taschenlampenbeleuchtung um 6 Uhr früh, eine tolle Sammlung zusammengetragen. Knöpfe, Broschen, Lorgngons und allerlei Schnickschnack.
Unser Verkaufstag lief dementsprechend gut. 
Die Organisation heute war perfekt, Tisch, Stühle, Beleuchtung, Werbung und all das für 30 Euro.
Aber was mich heute besonders erfreut hat, waren Frauen und Männer die in überraschenden und kleidsamen Kostümierungen an unserem Stand vorbeischauten. Sie haben viel Zeit damit verbracht, genau zu gucken und das wirklich Gewünschte auszuwählen. 
Dicke und dünne Frauen/Männer, die sich frisiert, geschminkt & angezogen haben, um ihre spezielle empfundene Individualität zu präsentieren. Keine skinny Jeans, keine hinternverscheußlichenden Hängehosen, keine formlosen T-Shirts mit dubiosen Aufdrucken, wenig sackähnliche Kutten gegen die Kälte. Anstattdessen erfreuliche Anbicke. Schöne körperbetonte Kostüme & die Körper waren wirklich sehr unterschiedlich, und sie hatten nichts gmeinsam als  Lust am eigenen Körper. Verkleidung im besten Sinn.

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