Sonntag, 17. Januar 2016

Wieder mal fremdländische Fernsehserien

Ich habe seit Monaten keinen Tatort zu Ende schauen können, aber jetzt, rein zufällig, zwei ausländische Krimiserien im Stück.
Wie machen die das bloß? Wie? 
Durch weglassen. Weglassen von Worten. Weglassen von Erklärungen. Weglassen von gedankenvollen Blicken, informationsleeren An- und Abfahrten, sozialkritischen Deutungen die, unbegründet, aus den Mündern von dafür nicht geeigneten Figuren, herausblubbern. Oder am anderen Ende des Spektrums durch Geduld, wirkliches Interesse an den Figuren, lange, sehr lange Einstellungen, Vermeidung von äußerlicher Hast, vorsichtiger und respektvoller Distanz.
Und weil die Darsteller wie "Leute" und nicht wie satte Schauspieler aussehen. Ein wirkliches Phänomen, warum sehe ich hier, im deutschen Fernsehen immer bezahlte Darsteller und anderswo Personen, die möglicherweise wirklich existieren?

"Broadchurch" (ITV Großbritannien) und "Lava" (Island), zwei Kriminalfallserien, die sich ähneln und auch gar nicht.
Ein britisch putziger Ort an der Nordsee und die Gegend um Snæfelsnes, einem Vulkan im Westen Islands, genau dem durch den Jules Vernes Abenteurer ihre Reise zum Mittelpunkt der Erde antraten.

 
Zweimal ein kleiner Ort, der durch einen Mordfall aus seiner oberflächlichen Ruhe geschüttelt wird. Zweimal ein verstörter Polizist, der die eigenen Dämonen bekämpfend, trotz enormen Widerstands, nicht aufhören kann, den Täter zu verfolgen. Ein simples Schema. Nix Neues. 

 
Also ist wohl nicht das Was interessant, sondern das Wie. Erwischen sie mich? Langweilen sie mich. 
So einfach. So gnadenlos.
Wenn Till Schweiger also einen "ganz anderen" Tatort dreht, was geht da für mich schief? Er imitiert. Er reproduziert Coolness, Amerika, den wilden Westen, die Normalität von Waffenbesitz und -gebrauch. Sein Gesicht ist angestrengt. Böse sein ist mühsam. Er nutzt nichts Eigenes, sondern kindliche, kindische Idealbilder aus dem Kino seiner Kindertage.
Eine Geschichte erzählen, in dem Tempo, das sie benötigt, mit den Mitteln, die sie braucht, mit der Absicht, die die eigene ist. Welche eine Leistung das ist. 
Wie schwer ist es nicht auf die falschen Vorbilder reinzufallen? Wieviel Leidenschaft und Stärke ist dafür nötig?
 

1 Kommentar:

  1. Schöne Analogie zwischen diesen zwei Serien. Die Landschaft ist Geheimnis- und Handlungsträger.

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