Montag, 1. Juni 2015

MAD MAX: FURY ROAD


Australische Filme aus den Achtzigern, vor Jane Campion, vor Baz Luhrman, vor der wundervollen "Priscilla, Queen of the Desert" und auch vor Peter Jackson - viel fällt mir da nicht ein. Eigentlich nur Peter Weir und George Miller. 
Peter Weir: "The Last Wave", "Gallipoli" (mit Mel Gibson), The Year of Living Dangerously (mit Mel Gibson) und natürlich, obwohl nicht mehr sehr australisch, die Dead Poet's Society.

O Kapitän, mein Kapitän! Die grause Fahrt ist aus,
Dein Schiff hielt jedes Wetter aus und trägt den Preis nach Haus,
Die Glocken dort im nahen Port, sie läuten dir vom Turm,
Die Menge jauchzt und folgt dem Kiel, der grimmig fest im Sturm.

Doch o Herz, Herz, Herz!
O Tropfen blutigrot!
Wo auf dem Deck mein Kapitän
Gefallen, kalt und tot.

Walt Whitman, übersetzt von W. Schölermann

Zu "Gallipoli" die Erinnerung an ein Totenfeld in der Normandie übersät mit weißen Kreuzen in strenger Ordnung, alles Australier, gefallene Soldaten des Ersten Weltkrieges, keiner älter als 19.

Und dann kam da dieser komische Film über einen sehr zornigen Mann in einer Welt in der nur noch das Auto, und die Fähigkeit es zu fahren, den Menschen mit der offenbar durch unsere Nachlässigkeit zerstörten Zivilisation verband. Mel Gibson, mit dem Charme eines unschuldigen Psychopathen, gepeinigt von den Erinnerungen an seine ermordete Familie, raste, schoß, litt in fremdartigen, krassen, unnahbaren Landschaften. Neu und aufregend. Die nächsten zwei Teile waren kostspieliger, aber immer noch wild. Mad Max. 
Mel Gibson hat mir diese frühen Filme und auch ein paar gute, die er später gedreht hat, durch sein Outing als katholisches, antisemitisches, homophobes Arschloch fast versaut. 
Miller hat dann so Zeugs gedreht. Nichts wichtiges. 
Und jetzt, 35 Jahre später: Mad Max Teil 4. 
Der Dialog ist auf das absolute Minimum zusammengekocht, Stöhnen, Grunzen, Atmer, Blicke, eigenartige Gesten erzählen ganze Grundsatzkonversationen. Max ist bei Tom Hardy, nicht photogen psychpathisch, seine Stimmen sind alte Bekannte und für Rachephantasien ist er zu erschöpft und zu beschäftigt damit, zu überleben. Er ist eher Opfer, Beobachter des Geschehens, nicht der Macher, der Protagonist, eher der Narr, der alles weiß, alles erleidet und sich doch nie verändern kann.

 

NARR:

Aus ging die Kerze und um uns wurd’s düster.

William Shakespeare "König Lear" 
Charlize Theron, oder Imperator Furiosa ist die Handlungstreibende, die Rachegöttin. Ich bin nicht ausreichend gewandt in den aktuellen Feminismusdebatten, aber das ahnungslose hübsche Mädchen und schicksalsgeschüttelte Großmütter den Hauptteil des "Endkampfes" bestritten, hat mir gefallen.

Die Großen, oder guten Science Fiction Filme sind einfach, aber nicht einfarbig. Weiß und schwarz gibt es nicht, aber deutlich erkennbare Graustufen. 

Fast ein Ballettfilm, wunderbar choreographiert, rhythmisch immer genau auf dem Punkt. John Seale hat die Bilder erschaffen, stark und überraschend. Er war schon pensioniert und ist zurückgekommen.

Was wünsche ich mir, wenn ich in einen Actionfilm gehe? Atemlosigkeit, Überraschung, Spannung und Hoffnung. Habe ich alles bekommen.

Dieser Mann beschreibt es viel besser und auf den Punkt genau.
http://www.newyorker.com/magazine/2015/05/25/high-gear-current-cinema-anthony-lane 
 

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