Samstag, 9. August 2014

Lissabon 2 - Katholischer Kitsch


Da 1755 ein Erdbeben das alte Lissabon nahezu vollständig zerstört hat, sind fast alle heutigen Gebäude, notwendigerweise, in der Zeit danach erbaut worden. 

Aber im Bezirk Belem - Bethlehem steht eine Kirche und ein Kloster des Heiligen Hieronymus aus dem 15. Jahrhundert, ein Hieronymiterkloster, wie ich gerade gelernt habe, gebaut im Stile der Manuelinik. Manuelinik ist die speziell portugiesische Ausprägung der Spätgotik, benannt nach einem König, na?, namens Manuel, und ich würde sie exessive Zuckerbäckermanie nennen. Alles, was Mauren, Christen und eben Bäcker zu bieten hatten, wurde bunt gemischt und dann mit weißem Zuckerguß und viel Sonne übergossen. Brezelformen, gewundene Seile, Wasserspeier, artifizielle Ananasformen, Kringel, Rundbögen, Röschen, Heiligenbilderchen, Lienienmuster, jede Säule ein bisschen anders; viel ist mehr. Und zu viel als viel ist ziemlich grässlich.





Aber dann läuft man runter zum Tejo und findet den zum Kloster gehörigen Wehrturm, und er steht weiß und klar und, zumindestens damals, einsam, wachsam und schaut nach Feinden aus, die über den atlantischen Ozean auf unsicheren, hölzernen Schiffen kommen könnten - und der ist schön.



Und dann gibt es noch den kleinsten Handschuhladen der Welt, das was ihr seht, ist alles, was es gibt, selbst der Verkaustisch ist kaum zwei Hände breit. Ein handbreitkleiner Handschuhladen vom Feinsten.






1 Kommentar:

  1. Im Kloster gibt es doch noch so einen schönen verwunschenen Brunnen im Kreuzgang...
    und vor der Tür in einer Konditorei die "Pasteis de Belem", mmh !

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