Sonntag, 28. Juli 2013

Heinrich V. & Coriolan - 2 Shakespeare-Filme


Es war heiß heute, sehr heiß. Arbeiten mußte ich, aber schreiben ging irgendwann nicht mehr, weil der Computer sich anfühlte, als würde er jeden Moment in Flammen aufgehen oder zumindest beginnen, blassgrau zu qualmen. Also habe ich mir zwei Shakespeare Verfilmungen angesehen - bei beiden war der Hauptdarsteller auch der Regisseur.
In der einen sah ich, wie ein großartiger Schauspieler zeigt, wie großartig er einen König spielen kann, in der anderen, wie ein großartiger Schauspieler eine großartige Geschichte erzählt.
There's the rub, wie der Dichter schrieb, Da liegt's oder in Heiner Müllers Übersetzung, Da liegt der Hund begraben!

Kenneth Branagh zelebriert Heinrich V., als soldatischen Heroen mit Gewissen, Nahaufnahmen und Passion. Ja, Krieg ist schrecklich und manchmal muß ein König harte Entscheidungen treffen, aber letztendlich tut er dies alles um des Großen Friedens willen. Blah! Sentimental, verherrlichend und, trotz interessanter Bilder, nur eitler Konservatismus. Obwohl ich gestehen muß, wie der Kerl mit Monologen umgeht, ist beeindruckend.
Ralph Fiennes ist der Protagonist und Regisseur des zweiten Films. Ich mochte ihn bisher eigentlich gar nicht sonderlich, machte er auf mich doch oft so einen gewollt übersensiblen Eindruck, ich leide, aber warum? Es ist ein Geheimnis. - The Constant Gardener oder Der Ewige Gärtner war allerdings eine auffällige Ausnahme. 

Coriolan, das Stück habe ich vor ungefähr 30 Jahren am Berliner Ensemble mit meinem Vater in der Hauptrolle gesehen, nie vorher noch nachher. Das war damals ein sehr beeindruckender Abend - große Kunst, nicht Großkunst. 
Hilmar Thate war Aufidius, Helene Weigel die kälteste, ehrgeizigste, unerbittlichste Mutter, die ich je gesehen habe. Meine Mutter spielte die Freundin der Ehefrau. Ein regelrechtes Familientreffen also. Ruth Berghaus hat die Schlachten choreographiert, ganz unnaturalistisch und streng und mit unterlegten Rhythmen von Schildeschlagen und Gaius Marcius-Aufidius-Rufen. Das Bühnenbild ein Tor auf der Drehbühne, eine Seite Rom, die andere das Lager der Volsker. Wenige Requisiten. Selten habe ich noch so viele Bilder im Kopf nach so langer Zeit.
(Habe gerade Stadelmaiers Nachruf auf meines Vaters Tod gelesen, was für ein engstirniges, verächtliches Geschreibsel!)



Nun Coriolan von Ralph Fiennes, toll, ganz modern, ganz analytisch und brillant gespielt. Gegen Ende wird es ein wenig breit, aber egal. Der verflixte Konflikt zwischen Freiheit und Sicherheit als Zentrum eines Dramas, das ist spannend.
Hier die Stückinhaltsangabe zur Erinnerung:  
http://de.wikipedia.org/wiki/Coriolanus_%28Shakespeare%29
 

Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren, soll Benjamin Franklin gesagt haben und ich denke, er hatte Recht.


Pennsylvania Assembly: Antwort an den Gouverneur, 11. November 1755


Wiki schreibt: Freiheit wird in der Regel verstanden als die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen verschiedenen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können. Also nicht nur auswählen, sondern auch entscheiden, was verlangt, dass man zwischen den verschiedenen Möglichkeiten differenziert unterscheiden muß und kann. Ha! Da wird es schwierig, nicht? Und dann muß man die gefällte Entscheidung und Auswahl auch noch verantworten, mindestens vor sich selbst. Am 22. September ist die nächste Bundestagswahl, da können wir unsere Freiheit wieder Mal nutzen und wieder werde ich zwischen Regen und Traufe herumwanken.


 "FÜR EURE STIMMEN HABE ICH GEKÄMPFT."

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