Montag, 7. Mai 2012

Meine erste Demo


Meine erste Demo

Meine erste Demo seit November 1989. 
Selbstverständlich habe ich seitdem viele Petitionen unterschrieben, Protestbriefe verfaßt und was es sonst an demokratischen Widerspruchsmöglichkeiten gibt. Aber keinerlei Teilnahme an größeren Ansammlungen von langsam laufenden Leuten zum Zwecke des Protestes. Ochlophobie oder Demophobie - Angst vor Menschenmengen nennt man das, habe ich gerade herausgefunden. Es ist genau genommen die Angst, eingequetscht oder zertrampelt zu werden, sagt mir Wiki. Sogar von meinem ersten Bob Dylan Konzert bin ich weg, ehe der gute Herr Zimmermann auftrat, weil ich mich so vor den vielen Leuten auf der Wiese in Treptow gegrault habe und es wurde auch noch dunkel. Nee, nichts wie weg. Und dann saß ich zu Hause vor dem Plattenspieler, das war so ein Kasten mit dem man Vinyl-Schallplatten abspielen konnte, und habe mir Highway Revisited zum 700sten Male angehört.

Demophobie klingt wie Angst vorm Volk, eine phobische Störung vieler Politiker.

Aber heute war ich doch mit auf einer nicht riesigen, aber sehr lebendigen und notwendigen Protestaktion der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch".
Wenn ich versuchen wollte, eine Liste der durch diese Schule gegangenen Schauspieler niederzuschreiben, die schon gestern und noch heute das Niveau und die Vielfältigkeit des Theater- und Filmlebens dieses Landes miterschaffen, würde dies ein seeeeehr langer Blogeintrag werden. Also nur einige wenige: Alexander Lang, Christian Grashoff, Nina Hoss, Margit Bendokat, Jürgen Gosch....

Protest ist nötig!

Die Buschler arbeiten nun seit circa drei Jahrzehnten in vier über Berlin verstreuten Gebäuden, die, das kann ich zumindestens für das Gebäude in Schöneweide beeiden, jetzt in einem recht veralteten, beengten und leicht heruntergekommenem Zustand sind. Asbest gibt es wohl auch. Ein neuer zentraler Standort wurde von unserem Bürgermeister versprochen und unter hohen Kosten geplant und verworfen und wieder geplant, immer mehr Geld wurde ausgegeben. Pankow oder Mitte oder wo?  Die finanziellen Fakten kann man in den Zeitungen Berlins nachlesen. Jedenfalls sieht es nun so aus, als solle es gar keinen Neubau geben, obwohl die Schule sich zu großen Kompromissen bereit erklärt hatte, um die Kosten niedrig zu halten. 

Protest ist nötig!

Und das allerbeste an der Demo heute war, dass die Studenten all die Aktionen der letzten Tage, selbst organisiert haben und sicherlich auch die der kommenden, organisieren werden. Sich zu wehren lernen ist großartig. Ob die Herren, die den BAU gestoppt haben, dies wohl beabsichtigt hatten?
DER BAU.fakten
Seit 15 Jahren ist ein gemeinsamer Campus für die Hochschule „Ernst Busch“ in Planung, der nun, kurz vor Baubeginn, von der SPD gekippt werden soll. Als Grund werden Mehrkosten angegeben, die 1,8 Millionen über den genehmigten Baukosten liegen. Dies scheint in Anbetracht der 5 Millionen Euro, die bereits vom Land Berlin investiert worden sind (u.a. 500.000 Euro für das Grundstück in der Chausseestraße), eine Farce zu sein. Die Hochschule hat bereits Abstriche und Kompromisse in Höhe von 4,7 Millionen gemacht und auf Räume und Ausstattung verzichtet. Ein Flügel der SPD schlägt vor, statt des Neubaus lieber die einzelnen Standorte zu sanieren (das BAT-Studiotheater und Schöneweide) und somit einen Betrag einzusparen, welcher für die Verbesserung der Berliner Grundschulen genutzt werden soll. Dieser Vorschlag ist sowohl unkonkret wie unverschämt. Er ist eine kurzfristig gedachte Sparmaßnahme, die letztendlich erhebliche Mehrkosten verursachen würde. Eine Sanierung von Schöneweide ist bei laufendem Schulbetrieb nicht möglich. Ein solcher Neubau wäre im angegebenen Rahmen von 10 Millionen Euro niemals finanzierbar. Die Schule müsste in einem solchen Fall in zunächst als Provisorium gedachte Container ausweichen und womöglich dort für längere Zeit bleiben. Letztendlich könnte das gar das Aus der Schauspielabteilung oder die Zusammenlegeung mit einer größeren Kunsthochschule bedeuten. Einen innerhalb verschiedener Bildungseinrichtungen initiierten Kulturkampf können wir nicht akzeptieren, genauso wenig wie die Tatsache, zu einem Spielball eines innerparteilichen Ränkespiels der SPD zu werden. Wir, als Studentenschaft, dürfen dies nicht zulassen und fordern deshalb den Senat des Landes Berlin auf, den Stop des Neubaus zu überdenken. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass das für die Stadt historisch wie kulturell so bedeutende Theater nicht der Willkür der Politik ausgesetzt bleibt. Wir brauchen ein Statement. 
Auf dieser Seite kann man auch die Petition unterschreiben.

Einige aktuelle Beiträge zum Thema:



1 Kommentar:

  1. http://www.tagesspiegel.de/kultur/ernst-busch-kommt-rein-haut-drauf/6601722.html

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