Mittwoch, 11. Januar 2012

Noch ein Vogel - Der Phoenix


Alles auf Los, wie der Phoenix aus der Asche, nochmal von vorn, diesmal ganz anders, durchs Feuer gegangen und  rundum erneuert wiedergeboren werden  - aber erst muß gestorben werden.


DER PHÖNIX

Bist du selber, o Mensch, der Phönix, von welchem du träumtest,

Daß ihn die Flamme verjüngt? Innig beklagt’ ich dich dann,
Daß man aus feuchtem Holz den Scheiterhaufen dir türmte
Und in regnichter Nacht gar in den Brand ihn gesteckt.
Anfangs zwar schürt Amor das Feuer, er hat es entzündet,
Lustig prasselt es auf, doch er versäumt es zu bald,
Nun erlischt es, du liegst auf toten Kohlen, die Winde
Sausen, der Regen tropft, und du erstarrst und erfrierst.

Friedrich Hebbel 

 Aberdeen Bestiary um 1200

Herodot Historien
2.73.

Es gibt noch einen anderen heiligen Vogel mit Namen Phoinix.
Ich habe ihn nicht selbst gesehen, nur einen solchen im Bild,
und er kommt auch selten zu Besuch,wie die Sonnenstädter sagen, nur alle fünfhundert Jahre.
Er kommt nur dann, wie man sagt, wenn sein Vater gestorben ist.
Er ist, wenn er seinem Bild ähnlich ist, so groß und so beschaffen wie folgt:
Teils goldgefiedert sind seine Schwingen, teils rot.
Zumeist wird er nach Gleichartigkeit und Größe wie ein Adler gezeichnet.
Daß er folgendes in Gang setze, behaupten Leute,
die mir nicht gerade Glaubhaftes zu sagen scheinen:
Nämlich daß er aus Arabien herbeifliegend in den Sonnentempel
seinen Vater bringe, in Myrrhe gehüllt,
und ihn im Sonnentempel begrabe.
Er bringe ihn folgendermaßen:
Zuerst forme er von der Myrrhe ein Ei, so groß, wie er tragen kann,
dann versuche er, es aufzuheben;
wenn er dies erfolgreich versucht habe, höhle er auf folgende Weise das Ei aus und lege seinen Vater in es hinein;mit der restlichen Myrrhe verhülle er dieses an der Stelle, wo er das Ei ausgehöhlt und seinen Vater hineingelegt habe.

Obwohl sein Vater darin liegt, werde es genauso schwer wie vorher.
Eingehüllt bringe er ihn nach Ägypten in den Sonnentempel.
Daß dieser Vogel ebendies tue, behaupten sie.

 Detail des Mosaiks Rosen und der Phönix 3.Jh. Antiocha

Tacitus 
Annalen 6.28

Wenn er nämlich die Zahl seiner Lebensjahre vollendet hat und der Tod naht,
baue er in seiner Heimat ein Nest
und ergieße seine Zeugungskraft da hinein, aus der dann ein Junges hervorgehe.
Und der Heranwachsende habe als erstes die Pflicht, seinen Vater zu bestatten,
und dies nicht unbedacht, sondern,
nachdem er sich einen Ballen von Myrrhe aufgeladen und einen langen Weg versucht habe,
sobald er der Last gewachsen sei, sobald er der Wanderung gewachsen sei,
nehme er den väterlichen Leichnam auf sich
und trage ihn hinüber auf den Sonnenaltar und verbrenne ihn da.

  PHÖNIX - altägyptisch, banu, benu
Der Wiedergeborene - Der neugeborene Sohn

Isidor von Sevilla
Etymologiae 12,7,22:

Phoenix heißt eine Vogelgestalt in Arabien,
so genannt, weil sie Purpurfarbe hat,
oder weil sie im gesamten Erdenrund einzigartig und einmalig ist.
Denn die Araber sagen für "einzigartig" "phoenix".
Diese nun, über 500 Jahre lebend, wenn sie bemerkt, daß sie alt geworden ist,
baut sich aus den gesammelten frischen Trieben von Duftkräutern einen Scheiterhaufen,
und zu den Strahlen der Sonne gewandt, unter Klatschen der Flügel,
nährt sie freiwillig das für sich selbst entzündete Feuer
und ersteht auf diese Weise aus ihrer Asche wieder auf.
   

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