Montag, 14. Februar 2011

Es war einmal in Amerika von Sergio Leone

Billige italienische Schwert und Sandalen Filme (Historienschinken) und Spaghetti Western bilden den Grundstock von Leones Werk. 
"Für eine handvoll Dollars" war 1964 auch der Beginn von Clint Eastwoods Karriere. Hauptsächlich in Spanien gedreht und schon mit den für Leone üblichen langen Einstellungen und extremen Nahaufnahmen. Der "Held" sah hier so ganz anders aus, als der übliche Cowboy, der noch nach wochenlangen Ritten durch die Wüste, frischrasiert und gebügelt vom entspannt atmenden Pferd stieg. Eastwood sah man an, dass er stank, er schwitzte stark und auch seine moralische Konstruktion war, um es höflich zu formulieren, ambivalent. 
Da Leone befürchtete, dass ein italienischer Name dem Erfolg eines Westerns in den USA abträglich seien könnte, erschien er im Vorspann unter dem Pseudonym Bob Robertson, sein Schulfreund Ennio Morricone, der die Musik komponiert hatte, als Dan Savio. Mit "Für ein paar Dollar mehr" und "Zwei glorreiche Halunken" (gräßlicher Titel für "The Good, the bad and the ugly") setze er das Thema fort und nannte die drei Filme "Dollar oder Mann ohne Namen"  - Trilogie.
Es folgte "Es war einmal im Wilden Westen oder Spiel mir das Lied vom Tod", der Film, der der Mundharmonika zu einer sexy Ausstrahlung verhalf und uns alle wünschen ließ, wir könnten auch bodenlange Staubmäntel und Pokerface tragen.

Es läßt mir keine Ruhe, warum, oh warum, denken deutsche Filmverleihe, dass es nötig ist im Titel schon die Intentionen des Films festzunageln. "Once upon a time in the West" schwingt zwischen Märchen, Western und utopischem Traum, warum das einengen, festnageln, eineindeutig machen?

Und dann nach den "Nobody" Filmen und nachdem er den "Paten" abgelehnt hatte, kam: "Es war einmal in Amerika" - der Film mit dem mysteriösen Müllauto am Ende und mit James Woods! Sicher ist Robert De Niro der offizielle Star und obwohl ich kein Fan von ihm bin, hier ist er wirklich erstaunlich. Auch in der ätzendsten Gewalt noch ein Spießer und in seinen schon längst überfällig gewordenen Vorstellungen von Loyalität und Freundestreue gefangen. Sehr traurig. Aber für mich ist James Woods, der eigentlich zentrale Charakter, flirrend, intensiv, absolut glaubwürdig und gänzlich im Kern verrottet. Toll!
Die Kurzversion des Films, gegen den Wunsch von Leone auf 134 Minuten und chronologische Erzählweise der drei Zeitebenen gestaucht, wieder einmal mit verändertem Schluss, sollte man vermeiden. Lieber die 227 minütige anschauen, es wird euch nicht zu lang erscheinen!




Ist er nicht schön? Er hat eine Menge Filme gedreht, überwiegend zweitklassiges Zeugs, aber hin und wieder strahlt er, selbst im größten Mist, eine inteligente Paranoia aus, die fasziniert.


6 Kommentare:

  1. One of the best movies of all time. I love the music, the actors, the story, the pictures, the timing and and and...

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  2. zwei wichtige details: schon leones sandalenfilme stachen durch interessantes setting, relativ hohe produktionskosten und die erzeugung von stimmungen, die vergleichbaren filmen aus cinecitta abgingen, hervor. DER KOLOSS VON RHODOS sei hier empfohlen.
    Once upon a time in the west ist der erste teil einer amerika trilogie deren mittelteil der stark unterschätzte TODESMELODIE ist. ein ebenfalls sehr langer, epischer western mit rod steiger als mexikanischer bandenführer (die bande besteht ausschließlich aus seinen unzähligen söhnen) der wider willen zum revolutionshelden wird und james coburn als ira bombenspezialist der in mexico sein glück sucht. sehr empfehlenswert und unterschätzt. rod steiger und coburn sind zum verlieben. der film ist der politischte von leone und hat ansonsten alles was man von ihm erwartet.

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  3. Verflixt, den kenne ich nicht. Werde das umgehend nachholen. Irgendwie ist der mir durch die Lappen gegangen. Alles seine Söhne? Klasse.

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  4. ich fand immer, es ist eine kuturindustrielle variation über den panstoff. der amerikanische pan alias noodles robert de niro, der nach syrinx deborah greift, und die sich, um im zu entkommen, in schilf verwandelt. ernst bloch hat auf der basis dieses mythos den ursprung der musik aus dem geist der gewalt (& kompensation) erklärt. morricione den passenden soundtrack geschrieben... viele grüsse... e

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  5. Liebe e.,
    Den Aufsatz kenne ich noch nicht. Habe ihn aber bei Suhrkamp gefunden. Durchaus möglich, aber auf welchen Mythos bezieht sich das Verhältnis von Max und Noodles? Noodles, welch merkwürdige Namenswahl.
    Gruss

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  6. guten morgen,
    ich würde das nicht so 1:1 sehen... es geht für mich in diesem film (der zu meinen 10 favorites gehört, obwohl ich gewalt sonst kaum ertrage im bild, wort und auch sonst..) mehr um das verhältnis kapitalismus, genuss, gewalt und rausch (auch blutrausch.. eine szene spielt in einer opiumhöhle, dann der alkohol - und all das immer im verhältnis zu geld & gier).) und wie das geld eben das dionysische brutalisiert, korrumpiert.. das vielleicht (siehe pan) aber eben schon immer brutal gewesen ist, weshalb die haut der zivilisation & kutur nur eine dünne sein kann, die immer wieder platzt.... leone operiert ja auch mit kryptischen zeichen. auf den grabsteinen im mausoleum der freunde steht das jahr 1933. so kann man auf den signifikanten surfen, um das universum dieses unglaublichen films irgendwie mit koordinaten zu versehen. immer nur unvollkommen leider.. nun wird sich dem tagwerk gewidmet... und ich grüsse dich!
    e

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